Author Topic: Gentechnik & Lebensmittel  (Read 4095 times)

Phobos

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Gentechnik & Lebensmittel
« on: October 26, 2005, 03:12:22 pm »
Um hier gleich mal ein Beispiel zu posten, lege ich mal richtig los.

Ich hab durch Zufall einen ziemlich guten Artikel über Genmanipulation von Organismen und deren Auswirkungen auf die Umwelt gefunden. In dem Artikel geht es um den aktuellen techischen Stand bei der Nutzung der GM-Pflanzen (GM ... genmanipuliert). Der Artikel zeigt ziemlich fundiert auf, mit was für Praktiken ersteinmal die neuen Pflanzen generiert werden, und das für Risiken das gleich mit birgt. Des Weiteren bringen sie dadurch ziemlich glaubhaft auf den Punkt, was für eine Lobby hinter den GM-Organismen steht und dadurch die Zulassungsmethoden systemmatisch untergraben werden.
Um dann gleich noch einen anderen Ausblick zu geben, wird auch der aktuelle Stand der Forschung auf dem Gebiet der nachhaltigen bzw. zukunftsfähiger Landwirtschaft.

Also insgesamt fand ich das durch dieses Gremium damit ein Papier entwickelt hat, was für einen Einsteiger ziemlich gut geeignet ist, sich einen Überblick zu verschaffen ohne auf jegliche fachliche Grundlage verzichten zu müssen.

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Phobos

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Gentechnik & Lebensmittel
« Reply #1 on: October 26, 2005, 03:15:30 pm »
So als Randinformationen noch folgendes:

Name & Autoren:
Plädoyer für eine gentechnikfreie zukunftsfähige Welt

Independent Science Panel
Verfasst von
Mae-Wan Ho und Lim Li Ching
mit Beiträgen von Joe Cummins, Malcolm Hooper, Miguel Altieri, Peter Rosset, Arpad Pusztai, Stanley Ewen, Michel Pimbert, Peter Saunders, Edward Goldsmith, David Quist, Eva Novotny, Vyvan Howard, Brian John und anderen des Gremiums
15. Juni 2003 London
The Case for A GM-Free Sustainable World




Vorwort zur deutschen Ausgabe
Gegenwärtig werden vor dem Hintergrund einer anhaltenden Ablehnung von mehr als siebzig Prozent der europäischen Bürger gegenüber Gen-Food, auf nationaler, kontinentaler und internationaler Ebene die Weichen für die Zukunft der  Landwirtschaft gestellt.
Während in Deutschland eine Novelle des Gentechnikgesetzes in Planung ist, wird europaweit über eine Beendigung des seit 1998 bestehenden de facto-Moratoriums für die kommerzielle Zulassung von Gen-Pflanzen diskutiert, unter besonderer Berücksichtigung der Problematik einer (un-)möglichen Koexistenz von organischer (bzw. ökologischer) und konventioneller Landwirtschaft auf der einen Seite, und dem Einsatz von genmanipulierten Organismen (GMOs) anderereits. Gleichzeitig ist im Rahmen der Konvention über die biologische Vielfalt das Protokoll über die biologische Sicherheit in Kraft getreten (Biosafety-Protocol), welches es den ratifizierenden Staaten erlaubt, vorbeugende Massnahmen gegen die unkontrollierbare Kontamination von GMOs zu ergreifen. Die Einsetzung des Cartagena-Protokoll über die biologische Sicherheit mit einem stark ausgelegten Vorsorgeprinzip ist insofern auch als ein Anlass zu sehen, der die USA und einige andere Gen-Pflanzen anbauende Staaten dazu bewog, jetzt wegen des Moratoriums gegen die Europäische Union vor der Welthandelsorganisation (WTO) zu klagen. Diese Klage wird in den nächsten Monaten entschieden. Ihr Ausgang ist ungewiss, soll aber zunächst den vielen kleineren bzw. weniger zahlungskräftigen Staaten den Mut nehmen, eine Gesetzgebung zu installieren, die Gentechnik in der Landwirtschaft ausdrücklich ausschliesst.
Zu dieser Zeit erscheint der Report des Independent Science Panel. Das Gremium hat in dem vorliegenden Bericht die wesentlichen Gefahren der Gentechnik zusammengefasst und gleichzeitig die unschätzbaren Vorteile der zukunftsfähigen Landwirtschaft herausgestellt. Das macht diesen Beitrag in der aktuellen Debatte
zu einer hilfreichen Lektüre. Das Gremium aus internationalen Experten erschiedener Disziplinen nimmt dabei kein Blatt vor den Mund: "Wir brauchen keine Bio-Terroristen, wenn wir Gentechniker haben."
Wie wichtig in der Zusammenstellung dieser Aspekte die Unabhängigkeit der Wissenschaftler ist, zeigt nicht zuletzt die Diskussion um Interessenkonflikte
(conflict of interest) in der Forschung, die in einer Datenbank des Center for Science in the Public Interest (CSPI) zur Rechtschaffenheit in den Wissenschaften ulminierte.

2
Die unter dem Begriff der 'Nachhaltigkeit' (Sustainable Development) seit Anfang der neunziger Jahre geführte Diskussion steckt in einer tiefen Krise. Das Streben zu politischen Leitlinien der Nachhaltigkeit entfernt sich mehr und mehr aus dem Fokus der Verantwortlichen. Die Frequenz der Nutzung des Begriffs bei Unternehmen auch der Gentechnik-Branche steigt parallel dazu an. Somit ist zu konstatieren, dass eben unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit beides verborgen sein kann: Nachhaltige Förderung bzw. Erhaltung der Lebensgrundlagen unseres Planeten, oder ihre nachhaltige Verunreinigung bzw. Zerstörung. Um diesem Dilemma zu entrinnen und eine weniger ambivalente Sprachweise zu wählen, wird hier der eindeutige Begriff der 'Zukunftsfähigkeit' genutzt.
Ein Dank für Anmerkungen und Übersetzungsvorschläge geht an Wolfgang Wiebecke, Wuppertal.
Martin Sundermann,
Bochum im September 2003

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Bedankomat

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Gentechnik & Lebensmittel
« Reply #2 on: October 26, 2005, 03:12:23 pm »
1 Mitglied sagte bereits Danke!

bienemaja

muskeltier-one

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Gentechnik & Lebensmittel
« Reply #3 on: January 17, 2006, 05:00:52 pm »
Genau das ist typisch für Deutschland. Wir fragen nicht nach dem Potential, wir fragen erstmal nach den Folgen. Keinen interessiert worin die Vorteile liegen. Jeder redet von Schäden und Gefahren. 60% der Deutschen glauben, dass nur in genmanipulierten Pflanzen „Gene“ enthalten sind.
Wenn Genmanipulation so gefährlich ist, warum leben wir dann noch? Oder entstand der Mensch doch durch ein höheres Wesen? Warum können wir nicht erst einmal das Potential ausloten, bevor wir uns gegen etwas wenden? Diese Herangehensweise hat Deutschland schon oft Innovationen gekostet: z.B. das Fax, entwickelt in Deutschland, verkauft durch Japaner, MP3... die Liste ist endlos. Was viele nicht begreifen, noch ist Deutschland Innovationsführer, noch haben wir Fachleute ... jedoch wenn wir so weiter machen?
Gentechnik wird kommen, ob das Deutschland will oder nicht, wenn wir nicht mitmachen, dann wird uns Asien überrennen. Denn da wird geforscht, und wir schauen wieder nur zu. Und wenn es Gefährdungen gibt, dann sind nicht wir diejenigen welche den Kampf dagegen aufnehmen können, denn wir haben keine Forschung mehr. Danke an die NEIN Sager.

Phobos

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Gentechnik & Lebensmittel
« Reply #4 on: January 20, 2006, 04:27:02 pm »
Ich finde, du wirfst hier ein paar wichtige Aspekte zusammen. Klar ist Fortschritt wichtig und essenztiell für unser langfristiges überleben. Aber gerade bei der Gentechnik wird deutlich, das der Schritt nicht umkehrbar sein wird - und daher muss der gut bedacht sein. Und solange wir die Vorteile nur theoretischer Natur und die Risiken immens, sollte man nicht in den regulären kommerziellen Anbau wechseln.
Damit muss man nach wie vor gut abwägen, inwiefern eine neue Technologie wirklich unser Leben vereinfacht, oder bloß ein paar Leute bereichert.

Damit ist das kein pervertierter Konservativismus, sondern m.E. gesunde Haltung in Richtung Vorsorgepolitik. Klar muss man hier Grenzen ziehen, aber man sollte sich vorher auf jeden Fall objektive Gedanken darüber gemacht haben. Nach meinem Kenntnisstand ist das bei Genfood nicht der Fall. Und mp3 würde ich nicht mit Genfood vergleichen - erstens von der Tragweite und zweitens von der Umkehrbarkeit.

Radioaktive Elemente fanden auch erst alle Leute interessant und spannend, aber dann sind die ersten Leute an Krebs gestorben...
Daher würde ich dich einfach mal lieb bitten, dir den Artikel reinzuziehen. Einfach um mal zu gucken, was es denn für Gegenstimmen gibt.

Und noch was fachliches: Mein Wissen auf dem Gebiet hier ist sehr beschränkt, aber Genmanipulation und klassiches Mutieren weißt doch einige erhebliche Unterschiede auf. Nämlich werden hier spezielle Viren modifziert, die das Erbgut gezielt auftrennen um neue Fragmente einzubauen. Das Problem ist nur, dass die Viren hinterher nicht effektiv deaktiviert werden können und auch nicht genau festgelegt ist, wo sie angreifen. Durch diese fortwährende Aktivität wird neben der normalen Mutation auch der horizontale Gentransfer erheblich erhöht, so das auch Artfremde Organismen mit der durch den Virus mobil gemachten DNA rekombinieren können. Und durch Verschieben von Promotern auf der DNA können ja auch völlig neue Effekte entstehen, die es in der Form vorher noch nicht gegeben hatte. Also alles sehr vage und die Analysemethoden sind dafür zur Zeit einfach noch nicht Leistungsfähig genug.

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muskeltier-one

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Gentechnik & Lebensmittel
« Reply #5 on: January 25, 2006, 12:41:27 pm »
Klar steckt ein Risiko dahinter, jedoch wenn du solche Berichte Leuten vorlegst die keine Ahnung von der Materie haben, dann kommt Angst raus. Und das bremst die Entwicklung.
Und genau das mein ich, was zu gern in Deutschland gemacht wird. Wo sind die Chancen?
Gentechnik könnte angefangen bei der Landwirtschaft über Organismen welche Impfstoffe produzieren über müllzersetzende Bakterien, Medikamente, Präimplantationsdiagnostik bei Schwangeren ... nur um eine paar Vorteile zu nennen.

Phobos

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Gentechnik & Lebensmittel
« Reply #6 on: January 27, 2006, 11:17:49 pm »
Ja, mit der Panikmache gehe ich voll mit. Aber auch die Perspektiven werden zum Teil etwas überzeichnet, ohne auch nur Ansatzweise auf die aktuellen Risiken einzugehen. Wenn man das menschliche Genom irgendwann mal im Griff hat, kann man tolle Sachen machen - muss man aber nicht.
Und der aktuelle Stand ist halt, dass man Fragmente ziellos irgendwo einsetzt, ohne wirklich zu ahnen, was passiert. Das man da weiter forschen muss ist klar, aber doch bitte nicht in der freien Wildbahn, wo nachweislich wilde Dinger passieren können.
Von daher sind wir uns ja doch relativ einig. Bloß einseitige Berichterstattung in die andere Richtung ist halt genauso gefährlich. Nur die Medien stürzen sich lieber auf Extreme. Und der normalgebildete kann sowas scheinbar auch besser verarbeiten.

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